Silvaner? – Wer will schon Silvaner?!
Es lebt sich gut mit Klischees. „Am Besten passt der doch zu Spargel“, meint derjenige, der schon mal was von Silvaner gehört hat. Ansonsten eher belanglos und bei den wenigsten auf dem Radar.
Silvaner war mal in Württemberg die wichtigste weiße Rebsorte. Doch das ist lange her. Sehr lange. Die wenigsten wissen das noch. Oft genug war es sogar noch vor deren Zeit. Und seit genau dieser Zeit wird er ja auch immer weniger angebaut. Zu viele haben die Klischees bestätigt, sonst gäbe es diese ja nicht. Trotzdem erstaunlich, wie lange die sich halten.
So sind halt unsere Vorstellungen von etwas. Wie so eine Art Landkarte. Und doch ist eine Landkarte nur das was man so zur groben Orientierung hat. Etwas um sich zurechtzufinden, vielleicht sich auch dann, wenn man noch nie in diesem Land war. Und doch ist es nur eine Landkarte. Denn in Echt ist das Land ja vielleicht ganz anders, als man es von DER Landkarte, vielleicht auch von SEINER Landkarte oder den vielbefahrenen oder selbsterlebten Reiserouten darauf vermutet. Es gibt ein paar Nebenpisten, die vielleicht den schöneren Ausblick oder den schöneren Sonnenuntergang bieten können. Aber man muss mal abbiegen, sonst kommt man nicht dorthin.
Ein anderer Vergleich:
Gerne wird ja unsere Heimatregion als die schwäbische Toskana beschrieben. Ich finde ja, das hat wenig mit der Toskana zu tun und bin eigentlich ein Gegner solcher Vergleiche. In der Toskana sagt ja auch keiner, es sähe dort aus wie im Stromberg. Dennoch haben Sie ziemlich schnell eine Vorstellung davon, wie es bei uns sein könnte. Weinbau an den Hängen, Wiesen und Äcker in der Ebene, hier und da ein Wäldchen, viele Hügel und ein paar Zypressen, Felder, Im Frühjahr Mohn und kleine malerische Dörfer. In der Toskana oft eher auf dem Berg und nicht wie bei uns im Tal. Das ist meine Landkarte von der Toskana und mein Eindruck vom Stromberg, auch wenn ich zugegebenermaßen selbst bei uns viele Winkel nicht und noch weniger die Zypressen im Stromberg kenne. Und ich war selbst noch nicht in der Toskana, darum tue ich mich auch mit dem Vergleich so schwer. Zum Teil lebe ich natürlich auch in Landkarten, so wie das jeder tut.
Wie schmeckt den nun der Silvaner?
Allgemein wird er ja als eher neutral beschrieben, in der Säure milder und nicht so knackig wie ein Riesling (ist das ein Klischee?). Oft ist er auch nicht so duftgeprägt wie ein Riesling. Will sagen, dezenterer Duft und dann auch eher apfeliger als wie zitrusbetont. Ein Grauburgunder wäre ein schöner Vergleich, wenn der Silvaner etwas stoffiger ist. Wenn er leichter daherkommt, trifft es auch wenn man in mit einem Pinot Grigio vergleicht – oft genug wenig aussagekräftig und deshalb einem Spargel am wenigsten gefährlich. Ob man nun dem Silvaner oder dem Pinot Grigio einen Gefallen mit diesem Vergleich macht müssen Sie entscheiden – aber Sie müssen es selbst tun.
So ist es halt, das Klischee, bzw. die Landkarte, die man so im Kopf hat. Doch wer einen Atlas hat oder in der Neuzeit vielleicht google maps oder andere Kartenangebote, der weiß deshalb noch lange nicht, wie es auch sein kann. Was man sieht, ist halt nicht gleich das, was man schmeckt oder fühlt.
Vielleicht findet man dort seinen Seelenort? Vielleicht hat es warme Sommerabende und es weht ein laues Lüftchen durch Blätter über dem Baum auf der Anhöhe, wo man den Sonnenuntergang bei einem guten Glas Silvaner genießt? Es wird nur der erfahren, der den Mut hat, seinem Weg zu verlassen. Der den weißen Fleck auf der Landkarte mal in Farbe sehen will.
Und dann hast Du da diesen stoffigen, vollmundigen Silvaner im Glas. Du riechst sofort, dass er mehr zeigt als Dein Klischee es zugeben will. Etwas im Holzfaß war er, der Silvaner (ohje, das nächste Klischee!). Dann aber stellst du fest, dass er genau deswegen so viel fruchtiger und duftiger ist und ja überhaupt nicht holzig und herb daherkommt, wie es Deine Vermutung gewesen wäre. Ja, das ist genau Dein Geschmack, genau das was brauchst, aber Du Dir nicht ausgesucht hättest, weil… Lassen wir das. Der Silvaner hat Dich gefunden und gut ist.
Ob er zum Spargel passt? Klar doch. Am Besten zu gebratenem Spargel, mit dunklem Buttersößle. Oder mit gebratenem Fisch. Und das Schöne daran? Eigentlich kann den Spargel auch weglassen. Denn Silvaner will das ganze Jahr getrunken werden, nicht nur als Affäre im Frühjahr und Frühsommer. Das wäre ja gewissermaßen Zeitverschwendung…
Gut, dass wir drüber getrunken haben.
Vielleicht Dein Neuer? Hier geht’s zum Parship für Weinverliebte: https://www.weingut-zaiss.de/shop/11-23-2022-silvaner-282#attr=
Du weißt ja, alle 11 Sekunden… Zum Wohl!
Silvaner