Zwei mal Weinlese in einem Jahr?!

2018 im Weingut Zaiß

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Weinfreunde,


2018 - Leben am Limit!

Wie? -Zweimal Weinlese in einem Jahr? Geht das überhaupt?
Nein, Es geht natürlich nicht. Jedenfalls nicht in einem Kalenderjahr, von einigen Ausnahmen abgesehen, etwa der Erzeugung von Eiswein.
Aber innerhalb des Zeitraums seit der letzten Ernte geht das schon. Und in den vergangenen paar Weinjahren kommt uns das auch gefühlt so vor.
Jedes Jahr beginnt die Ernte etwas früher, so dass innerhalb 365 Tagen die gleichen Weinberge zweimal geerntet werden.
In 2018 ist der warme April und Mai verantwortlich für eine rasante Entwicklung der Reben. Die Blüte hat bei den Frühsorten am 22. Mai begonnen. Ein Großteil der Weinberge hat bis Ende Mai schon die Hauptblüte abgeschlossen. Im Mai - das gibt es selten, lässt aber auf einen qualitativ sehr guten 2018er hoffen.
Der Ertrag ist sehr gut dieses Jahr. Wo es zuviele Trauben hat, werden wir das zugunsten der Qualität noch korrigieren. Abschneiden ist halt doch einfacher als dranhängen (Vgl. Jg. 2017) 
Damit die Qualität am meisten gefördert wird, machen wir das erst in ein paar Wochen. Denn sonst gleicht der Rebstock das mit größeren und ggf kompakteren Trauben wieder aus. Das ist nicht unser Ziel.

Trauben 2018

Die Blüte hat Ende Mai begonnen und war bei vielen Sorten im Mai größtenteils beendet.

Zwischen Blüte und Lese liegen so etwa 100 bis 120 Tage. Es wird also eine frühe Ernte. Oder anders gesagt, wenn das Wetter passt und nichts dazwischen kommt, können die Trauben sehr lange am Stock reifen und die Qualität der Trauben kann besonders gut werden.

Das Bild ist vom Montag, 11.6.18. In anderen Jahren beginnt hier die Blüte, was auch noch voll im Zeitrahmen ist.


Der Traubenblüher und der Heuwurm

Seltsame Namen für Insekten in der Überschrift. Und schwer auf den Bildern zu entdecken. Das riesig große ist eine Bergzikade, oder wie die alten Shützinger sagen, der Traubenblüher. Die singt schon seit mitte Mai und man kann Sie bei der Weinbergarbeit weithin hören. Je wärmer es ist, desto besser hört man sie.

Es ist eine seltene Berrgzikade, die hier mit Ihre nördlichste Ausbreitung hat. Auf dem Bild ist ein besonders großes Exemplar, das bis zu 6 cm groß ist. Beachten Sie die Blattstiele im Vergleich.

Das andere Bild zeigt den Heuwurm. Eine kleine Raupe des Traubenwicklers. Zu finden, wenn man genau hinschaut, auf dem Hauptstiel der Traube an der etwas freien Stelle knapp oberhalb der Spitze.

Zu diesem Zeitpunkt ist das noch relativ ungefährlich. Der Traubenwickler frisst ein paar Beerchen an und spinnt sich später in den Beerchen ein. Wenn es nicht unglaublich viele sind, muss man den Heuwurm, die erste Generation des Traubenwicklers nicht bekämpfen. Tun wir auch nicht. 

Heuwurm heisst der, weil er zur Zeit der Heuernte auftritt. Die war in der Vergangenheit früher, da gab es noch (mehr) Kühe. Pferdeheu wird später gemacht.

Allerdings muss man diese Zeichen sehr gut wahrnehmen, denn die 2. Generation, genannt Sauerwurm, ist brandgefährlich. 

Der tritt mit beginnender Traubenreife auf und frisst in den reifenden Beerchen. Fäulnis, Essig und nachfolgend angelockt z.B. die Kirschessigfliege können bedrohliche Konsequenzen sein. 

Nicht nur dass die Erntemenge weniger wird, schmerzhaft, wenn man die vorher schon auf beste Trauben reduziert hat, nein, die können die Trauben dann auch noch verderben.

Das wollen Sie nicht im Wein und wir erst recht nicht.

Im Griff halten kann man den Traubenwickler mit Pheromon- Fallen. Pheromone sind in braune Ampullen gefüllt und verdunsten das Jahr über. Dann ist der ganze Weinberg voll von diesem Sexualduftstoff und das Traubenwickler- Schmetterling- Männchen findet die Weibchen nicht.

Keine Begattung - keine Raupen - meist kein Schaden.

Oder man verwendet spezielle Stoffe, die zielgerichtet und umweltschonend nur in der Traubenzone ausgebracht werden und speziell auf die Raupen wirken. Die gibt es neben den gängigen Pflanzenschutzmitteln auch als z.B. Bacillus thuringensis.