Lemberger – Was für ein Name! Für Weinkenner sicher eines der Highlights in Sachen Rotwein. Für alle, die sich noch nicht so mit dieser Rebsorte befasst haben, sind diese Zeilen hoffentlich ein Anlaß dafür, es unbedingt mal zu tun.
Lemberger – Woher der Name kommt ist nicht ganz eindeutig geklärt. Tatsache ist, dass die Rebsorte aus Österreich stammt. Dort wird sie Blaufränkisch genannt. Wortwörtlich übersetzt heißt das auf ungarisch Kekfrankos, denn auch dort wird diese Rebsorte angebaut. Als Frankovka ist Sie in Tschechien bekannt. Bei uns heißt Sie meist Lemberger. Zumindest in Württemberg, wo der meiste Anbau stattfindet. In anderen deutschen Anbaugebieten kommt Sie auch als Blaufränkisch daher, denn nicht alle der Kollegen wollen sich mit dem Lemberger aus Württemberg identifizieren. Zu groß sind die daraus gewonnenen Weinstile. Denn auch Lemberger gibt es als einfach und zugleich als das Beste an Rotwein aus dem Ländle. Aber das ist ja mit allen Sorten so.
Ob der Lemberger nun seinen Namen vom kleinen Örtchen Lemberg im früheren Österreich und heutigen Slowenien hat, ist eine Vermutung. Eine andere Geschichte ist die, dass ein Kaufmann namens Schlumberger die ersten Blaufränkisch- Reben aus Österreich nach Württemberg gebracht haben soll. Die Gegend her in Württemberg hat den Reben gefallen, vor allem in den warmen Regionen Stromberg und Zabergäu hat er sich als erstes von seiner besten Seite gezeigt. Erst später zog es in vermehrt auch in die anderen Regionen Württembergs.
Wir waren bei Schlumberger und nach ein paar Viertele wurde daraus mit leichtem Zungenschlag vermutlich Lemberger. So hat die Rebsorte bei uns ihren Namen erhalten.
Geschätzt war er schon immer, der Lemberger bzw Blaufränkisch. Otto von Bismarck, erster Reichskanzler, schätzte den Blaufränkisch als einen seiner liebsten Rotweine.
Guter Lemberger hat eine schöne Frucht nach roten und dunklen Früchten und Beeren. Holunder wird immer wieder genannt, in guten reifen Jahren kommt auch in der Nase ein ganz typischer pfeffriger Ton zum Ausdruck. Ein kann durchaus auch etwas Gerbstoff und Würze mitbringen, was ihm eine schöne Lagerfähigkeit und gutes Entwicklungspotenzial gibt. Oft hat er eine markante Säure, die im Vergleich mit anderen Rebsorten geringfügig höher ist. Auch das verleiht den Weinen Haltbarkeit und eine gewisse Frische und Rasse. Jedoch ist vieles von der Anbauregion und den Künsten des Winzers und Kellermeisters abhängig.
Sicher ist jedoch, dass der Lemberger als eine unserer klassischen heimischen Rebsorten das Zeug hat die besten Rotweine des Ländle zu stellen. Lagerfähigkeit und Dekantieren helfen dem Trinkgenuß auf weitere Höhen.
Dass der Lemberger zunächst vorwiegend im Stromberg und Zabergäu angebaut wurde, hat mit der besonderen Wärme dieser Lagen zu tun. Alte Winzer hörte man sagen, dass der Lemberger vor der Blüte wohl Zins und Tilgung auf einmal bringe – nach der Blüte aber nicht einmal mehr den Zins. Das bedeutet, dass der Lemberger zwar ein hohes Potenzial an Blütenständen je Rebstock hat, aber sehr blüteempfindlich ist. Bei feuchten oder kühlen Blütebedingungen wurden die Blüten nicht befruchtet und somit abgestossen. Es blieben also vom hohen Ausgangspotenzial nur wenige Beeren und somit Ertrag übrig. Das erinnerte oft mehr an schwarze Johannisbeeren als an komplette Trauben.
Nun, zum Einen hat sich mittlerweile das Klima etwas gewandelt, zum Anderen laufen aber auch schon seit Jahrzehnten züchterische Bearbeitungen und mittlerweile ist der Lemberger nicht mehr so schwankend und empfindlich im Ertrag. Für Spitzenweine wird sowieso noch weiter der Ertrag optimiert, um beste Reife zu erreichen.
Was aber, trotz oder gerade, wegen des Klimawandels ein Knackpunkt des Lembergers ist, ist dessen früher Austrieb. Er ist eine der ersten Rebsorten, die ihre zarten Blättchen zeigen. Schon bevor das erste Grün sichtbar ist, sind die Reben sehr spätfrostempfindlich. 2024 hat das wieder einmal eindrucksvoll gezeigt. In manchen Weinbergen war der Lemberger zu über 80% geschädigt, die in unmittelbarer Nachbarschaft angebauten Rieslinge oder Burgunder hatten aber kaum Schäden.
Zu Ehren des Lembergers wird in Vaihingen an der Enz alljährlich der Vaihinger Löwe vergeben. Das ist der internationale Lemberger- Preis, bei dem die besten Lemberger prämiert werden. Nach verschiedenen Jahren in unterschiedlichen Kategorien gibt es derzeit nur noch drei Kategorien. Einmal mit deutlichem Holzeinfluß (International) und einmal mit wenig Holzeinfluß (national) durch den Weinausbau. Zusätzlich, weil es in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewinnt, werden auch Blanc de noirs, Rosé und Weißherbste vom Lemberger in einer dritten Kategorie verkostet.
In allen Kategorien können die Lemberger von allen Anbauregionen der Erde stammen und am Wettbewerb teilnehmen. Unterschieden wird dabei nicht nach der Herkunft, auch wenn jede Anbauregion der Welt ja ganz unterschiedliche Bedingungen vorhält. Sicher ist das Klima wärmer und sonnenreicher und etwas kontinentaler am Neusiedler See als es hier in Württemberg ist. Vermutlich macht gerade das den Reiz des Wettbewerbs aus. Denn nicht immer sind die nördlicheren Gebiete auf den hinteren Rängen. Das Ergebnis ist trotz aller Unterschiede auf allen Plätzen gut verteilt.
Auch das ein Beleg für die Vielseitigkeit des Lembergers und den Einsatz der Winzer für beste Qualitäten, gleich welcher Herkunft.
Bei uns im Weingut bieten wir den Lemberger derzeit in drei Versionen an. Eigentlich sind es sogar noch weitere, aber als Lemberger bezeichnet sind es nur drei Rotweine. Nebenbei ist er noch mehr oder weniger großer Bestandteil unserer verschiedenen Rosées – vom Stillwein bis zum Sekt.
Unser klassischer Lemberger reift im Holzfass und hat weniger Röstaromen. Er hat durch den Einfluß des Sauerstoffs im Fass eine schöne Reife der Gerbstoffe, etwas dekantieren tut trotzdem gut und rundet das Ergebnis weiter ab. Er zeigt schöne frische Fruchtaromen und ist dabei ein mittelgewichtiger Rotwein mit angenehmem Frischekick.
Wesentlich länger und auch mit mehr neuem Holz ausgebaut ist unsere Lemberger Reserve. Sie ist dunkler in der Farbe und auch intensiver im Geschmack. Die Reserve kommt wesentlich runder und voller im Geschmack rüber als der „Einfache“. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Zu guter Letzt haben wir vom 2018er Jahrgang noch die Reserve, die nur noch in Magnumflaschen erhältlich ist. Hier ist noch etwas mehr Würze und Struktur in diesem besonderen Format drin. Und es zeigt sich, dass hier auch das größte Reifepotential drin ist. Schon jetzt, aber eben auch noch lange richtig gut - Eben was Besonderes.
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Lemberger